„Wie gehe ich auf Entscheidungsträger zu?“ Digitale Veranstaltung des FORUM zeigt Wege zur politischen Kommunikation vor Ort
In Rheinland-Pfalz wurde zuletzt deutlich, was einzelne Unternehmer sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kontakt mit Entscheidungsträgern erreichen können. Durch vielfältige, aber koordinierte Aktionen und Gespräche konnte eine breitere Aufmerksamkeit für die aktuellen Herausforderungen der Branche gewonnen werden. Gleichzeitig sind sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer nach wie vor häufig unsicher, in welcher Form sie auf Entscheidungsträger in ihrer Gemeinde, ihrem Land oder gar im Bund zugehen sollten und ob sie überhaupt Gehör finden.
Unter dem Motto „Mitglieder helfen Mitgliedern“ griff das FORUM diese Fragen auf und informierte die Mitglieder praxisnah über die ersten Hürden, aber vor allem die Chancen von Gesprächen mit öffentlichen und politischen Vertretern. Aus ihrer eigenen Erfahrung aus dem politischen Umfeld gab Geschäftsführerin Anja Bischof zunächst einen Überblick zu den zahlreichen Möglichkeiten der politischen Kommunikation. Zwar stünden insbesondere mit Blick auf den GlüStV die Mitglieder der Landesregierungen sowie Abgeordneten der Landesparlamente im Blickpunkt politischer Gespräche. Um Aufklärungsarbeit zu leisten und die Herausforderungen des eigenen Betriebes zu schildern, bieten sich jedoch etwa auch Vertreter auf kommunaler oder Parteiebene an.
Marco Lauer (stellvertretender FORUM-Vorsitzender), der mit seinem Unternehmen regelmäßig den Kontakt zu Entscheidern vor Ort sucht, unterstrich den Mehrwert von Gesprächen auf lokaler Ebene. Zwar seien etwa Ortsbürgermeister für die Regulierung der Branche zunächst nicht relevant, diese könnten oft jedoch das Anliegen auf höhere Ebenen transportieren und diesem somit Gehör verschaffen. Wichtig sei es, den Kontakt kontinuierlich aufzubauen und über ein unmittelbares Fokusthema wie dem GlüStV sowie der Corona-Pandemie hinaus aufrecht zu erhalten. Ein Netzwerk, das einmal aufgebaut ist, hätte für längere Zeit Bestand – nicht nur in Krisen wie der Jetzigen. Dem Gesprächspartner müsse hier als Partner und nicht als Kontrahent begegnet werden.
Auch Nick Baldus (Mitglied des FORUM-Vorstands) betonte die Wirksamkeit solcher sogenannten „Grassroots“-Aktionen. Jeder Unternehmer könne vor Ort grundlegende Aufklärungsarbeit über den eigenen Betrieb und den unternehmerischen Alltag leisten. Dies mindere nicht nur Vorurteile gegenüber dem gewerblichen Geldspiel, sondern steigere auch das Bewusstsein für die spezifischen Sorgen der Branche. Aktuelle können etwa gegenüber Kämmerern oder Politikern in der Region auf die im Zuge der Corona-bedingten Betriebsschließungen extrem erschwerte Lage der Unternehmer hingewiesen werden.
Am Beispiel Alexander Ulbrichts (Mitglied im FORUM) wurde zudem deutlich, dass auch die Belegschaft erfolgreich mit in die Kommunikation einbezogen werden kann. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern produzierte der Unternehmer in Eigenregie einen kurzen Film, in dem letztere von deren Sorgen in Bezug auf die Corona-Pandemie und die Umsetzung des GlüStV berichteten. Wichtig sei es, so Ulbricht, „Realitäten aufzuzeigen“, und auch in Zusammenarbeit mit der Presse die eigene Situation zu kommunizieren.
Trotz aller notwendigen Initiativen vor Ort betonten die Geschäftsführung sowie die drei Referenten aber auch die zwingend erforderliche Koordinierung bei politischen Gesprächen. Um einen Mehrwert zu erzielen, müsse die Branche stets mit einer Stimme sprechen, auch wenn man als Einzelperson eventuell nicht allen Standpunkten der Verbände zustimmen würde.
Gemeinsam mit seinen Mitbewerbern solle man im Vorfeld abstimmen, wer auf welche Entscheidungsträger zugeht. Die Branchenverbände können und sollen aufgrund ihrer Ressourcen und Expertise die notwendige Zuarbeit leisten, den Mitgliedern beratend zur Seite stehen und diese je nach Wunsch bei Gesprächen begleiten. Auch das FORUM wird seine Mitglieder weiterhin in deren politischen Kommunikation unterstützen – auch nach der Finalisierung des GlüStV 2021 in den Ländern. Dieser schließe die politische Arbeit nicht ab, wie Anja Bischof im Fazit der Veranstaltung betonte. „Nach der Regulierung“ sei schließlich „vor der Regulierung“.